Astrid-Lindgren-Schule / Hochheim

Tiergestützte Pädagogik

Liebe Eltern, Kinder und Interessierte,

hier finden Sie eine kurze Zusammenfassung über die Tiergestützte Pädagogik mit Schulhund Ole an der Astrid-Lindgren-Schule. Das ausführliche Konzept kann jederzeit im Sekretariat bei Frau Deak eingesehen oder entliehen werden. Natürlich stehe ich für Fragen gerne zur Verfügung.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung,

Katharina Dengler

Ole1

 

Tiergestützte Pädagogik

Der Ausdruck „Tiergestützt“ ist der Versuch, den ursprünglich englischen Begriff „pet facilitatet“ zu übersetzen. Die wissenschaftliche Erforschung des helfenden und heilenden Einsatzes von Hunden begann in den Vereinigten Staaten. Während in den USA, Australien, Kanada und England Tiere als therapeutische Begleiter seit mehr als 20 Jahren aktiv sind, verläuft in Deutschland die Entwicklung sehr schleppend. Seit 1996 finden Forschungen zur Tiergestützten/Hundegestützten Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig statt. Um 2000 wurden viele Vereine, Verbände, Institute und Akademien gegründet, die Tiergestützte Arbeit anbieten und Mensch-Hund-Teams nach eigenen Standards schulen.

 

Tiergestützte Pädagogik mit Hund

Gerade Hunde eignen sich besonders für die Tiergestützte Arbeit in der Schule, da sie aufgrund ihrer Größe ein geeignetes Gegenüber für die Kinder darstellen. Als Felltier haben Hunde einen entsprechenden Aufforderungscharakter, der gleichzeitig unter hygienischen Gesichtspunkten leicht handhabbar ist. Das Verhalten von Hunden ist leicht lenkbar und kann für verschiedenste Lernsituationen genutzt werden. Der Hund verfügt über eine eigene nonverbale Körpersprache und ist selbst in der Lage, die Körpersprache der Schüler adäquat zu deuten und darauf zu reagieren.

 

Einsatz des Hundes

Im Schuljahr 2010/2011 wird Ole in den Integrationsklassen 2a, 3a und 4a sowie im Deutsch-Förderunterricht des zweiten Jahrgangs und der AG eingesetzt. Ole wird langsam an die Schule gewöhnt und ist in der ersten Zeit ca. 2 mal in der Woche anwesend.

Zu Beginn des Schuljahres werden mit den betroffenen Schülern klare Regeln im Umgang mit dem Schulhund erarbeitet, die zwingend eingehalten werden müssen.

 

Regeln im Umgang mit dem Schulhund Ole

  • Ich halte meinen Ranzen geschlossen (das Pausenbrot riecht gut).
  • Ich achte darauf, dass nichts auf dem Boden liegt (Ole könnte es verschlucken, sich verletzen, etwas beschädigen).
  • Während der Frühstückspause liegt Ole auf seinem Platz.
  • Ich nehme Rücksicht auf Ole und verhalte mich leise (auch während der Pause).
  • Wenn Ole in seinem Kennel liegt, oder im Klassenraum schläft, lasse ich ihn in Ruhe.
  • Möchte ich während des Unterrichts mit Ole spielen, verpflichte ich mich, Rücksicht auf die anderen arbeitenden Kinder zu nehmen. Ich trage die volle Verantwortung dafür, selbst mit meiner Arbeit fertig zu werden.
  • Ich zeige Ole klare Grenzen durch ein deutliches „aus“ oder „nein“.
  • Ich darf Ole nur nach Absprache rufen.
  • Ich halte Ole nicht fest oder umklammere ihn.
  • Ich nehme Ole niemals etwas weg.
  • Ich darf Ole nur mit Erlaubnis Befehle wie „Sitz“ oder „Platz“ geben.
  • Nachdem ich Ole gestreichelt habe und bevor ich etwas esse, wasche ich mir die Hände.
  • Ich gebe Ole nie etwas zu essen, außer ich habe die Erlaubnis dafür.
  • Bekomme ich Angst vor Ole, bleibe ich wie ein Baumstamm stehen, strecke Ole die flache Hand abweisend entgegen und sage mit fester Stimme „Nein“.

 

Positive Auswirkungen von Schulhunden

Schon oft wurde die Unbekümmertheit, Abenteuerlust und der sprichwörtliche „Schalk im Nacken“ von Kindern und Hunden beschrieben. Viele Hunde sind besondere Kinderfreunde und lassen ihnen sehr viel Narrenfreiheit. Für Kinder sind Hunde ganz spezielle Gefährten, denn sie sind überaus zuverlässig und plaudern ganz sicher kein Geheimnis aus. Doch neben dieser Beziehungskomponente haben Hunde auf das kindliche Verhalten und die Entwicklung noch weitere Auswirkungen:

Verbesserung der Lernatmosphäre

Ein Schulhund  bringt die Schüler zum Lachen, verbessert die Stimmung. Schüler und Lehrer kommen lieber in die Schule. Studien zeigen, dass bei z.B. gedrückter Atmosphäre ein Tier negative Gedanken unterbrechen kann, indem es die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Schüler sind leiser und konzentrierter.

Der Schulhund weckt positive Emotionen

Die Tiergestützte Arbeit zwischen Kind und Hund weckt meist positive Emotionen.  Diese führen zu besseren Lernergebnissen. Für die klassische Lernsituation in der Schule heißt das also, dass diese angenehm gestaltet werden muss, um das Lernverhalten der Schüler emotional möglichst positiv begleiten zu können.

Hunde ermutigen

Die bedingungslose Annahme eines Hundes macht stark. Dieser „Ermutigungs-Effekt“ wird dadurch verstärkt, dass eine funktionierende Kommunikation mit einem Hund überzeugendes Auftreten unabdingbar voraussetzt. Jeder Befehl führt nur dann zum Erfolg, wenn er mit innerer Entschlossenheit gesprochen wird. Empirische Studien zeigen, dass Hundebesitzende Kinder selbstbewusster sind als gleichaltrige Nichttierbesitzer. Selbst Kinder, die lediglich in einer Schulklasse für ein Tier Sorge tragen, zeigen signifikant mehr Selbstachtung.

Ein Schulhund fördert die Gemeinschaft

Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Kinder durch „soziale Katalysatoren“ (Hund) leichter mit anderen Kindern Kontakte knüpfen. Besonders in sich gekehrte Kinder bringen sich in Klassen mit Hund aktiver in das soziale Geschehen ein. Soziale Beziehung und gemeinsame Aktivitäten der Schüler nehmen in der Häufigkeit zu.

Der Hund als „belebte Natur“

Natur und Tiere begegnen Kindern heute eher aus zweiter Hand, zum Beispiel über das Internet oder Fernsehen und nicht mehr als reale und eigene Erfahrungen. Ein Schulhund bietet die Chance „belebte Natur“ im Schulalltag kennen zu lernen.

Hunde fördern unsere Sensibilität

Kindliche Heimtierhalter erzielen bessere Leistungen in der nonverbalen Kommunikation als Gleichaltrige, die kein Haustier besitzen. Besonders eine Partnerschaft mit einem Hund sensibilisiert auch für den Umgang mit Mitmenschen. Da der Vierbeiner lediglich nonverbale Sprachanteile umsetzen kann, muss man sich auf das tierische Gegenüber einstellen. Gerade verhaltensauffällige Kinder treten oft rücksichtslos oder/und unbeherrscht auf. Dadurch erleben viele zu selten, dass liebevolles Verhalten positive Reaktionen hervorruft. Durch die Interaktion mit dem Hund werden die eigenen Möglichkeiten zur Empathie oft geweckt.

Mit Hund lesen lernen

In der Einzelförderung kann der Hund den Leselernprozess erfolgreich beeinflussen. Untersuchungen in den USA haben eine eindeutige Steigerung der Lesefähigkeit der Schüler festgestellt.

Fachgerechter Umgang mit Hunden

Mit der Zeit bekommen die Schüler ein Gespür für die Bedürfnisse des Schulhundes und lernen die Körpersprache exemplarisch kennen. Ihr Wissen über den Schulhund können die Kinder auf andere Hunde übertragen. So können Ängste abgebaut und eventuelle Beißunfälle in der Öffentlichkeit verhindert werden. 

 

Grenzen das pädagogischen Einsatzes

Die Tiergestützte Arbeit ist jedoch keine Zauberei und kein Wundermittel. Erfolge sind nur dann zu verzeichnen, wenn dem Tier gegenüber eine gewisse Affinität besteht und das Kind auch Interesse am Umgang mit dem Tier hat und somit die Möglichkeit gegeben ist, dass sich eine Bindung zwischen Mensch und Tier entwickeln kann.

Zwangsläufig fällt im Zusammenhang mit Tiergestützter Pädagogik der Begriff Allergie. Hundeallergien sind im Vergleich zu Allergien gegen Nagetiere und Katzen recht selten. Denn Menschen reagieren nicht allgemein auf Hunde allergisch, sondern nur auf einzelne Hunde. Manchmal reicht es schon, wenn betroffene Kinder keinen direkten Körperkontakt zum Tier haben. Besucht ein Kind mit Hundeallergie eine Klasse, in der die Hundehalterin tiergestützt unterrichten möchte, müssen Lehrerin und Eltern sich über eine geeignete Vorgehensweise abstimmen.

Auch die Gesundheitsprävention ist ein wichtiger Aspekt in der Arbeit mit Hund. Sie muss zielgerichtet umgesetzt werden. Der Tierarzt muss den Gesundheitszustand des Hundes kontrollieren und alle vorgeschriebenen Impfungen durchführen. Alle Kinder müssen vor der Nahrungsaufnahme ihre Hände waschen.